Was zum Geier machst du eigentlich?
Also, jetzt starten wir mal ganz Basic. Nach dem Abi habe ich mich ganz klassisch dazu entschieden erstmal ins Ausland zu gehen. So jetzt gibt es aber 195 Länder und mehrere Tausende Organisationen deren Aufgabenbereich irgendwo zwischen behinderten Eisbären bis hin zu senegalesischen Warzenschweinen liegt. Wie kommt man also genau auf Pattaya Thailand und den Frauen in Soi6?
Eine Mitarbeiterin eines christlichen Sommercamps hat
bezüglich Zukunftsplanung gesagt, man solle in den Bereich gehen, wo einen das
Herz schmerzt. Da ist mir direkt das Thema Prostitution und Menschenhandel
eingefallen. Seit dem Zeitpunkt als ich einen Vortrag über genau dieses Thema
gehört habe, hat es mich nicht mehr losgelassen. Die fast überwältigende Präsenz
von Menschenhandel in Deutschland hat mich geschockt und dazu angeregt, an
diesem Thema festzuhalten und später selbst dagegen aktiv zu werden.
Auf der Suche nach der passenden Organisation und dem
richtigen Land, war die Arbeit mit Frauen stehts die prio Nummer eins, so bin
ich dann über Umwege auf die Homepage des Tamar Centers gelandet und es hat
sofort geklickt. Es war genau die Arbeit, die ich für so wichtig halte.
Der Tamar Center ist eine Organisation, die seit 1999 in Pattaya
Thailand ist und Frauen die in den Bars, Clubs und Bordellen arbeiten, oder aus
gewalttätigen Beziehungen kommen helfen. Ganz praktisch bietet Tamar englisch Unterricht
inmitten von Soi6 (eine Straße voll mit Bars die neben Cola, Bier und Spezi auch
Sex anbietet) an. Sowie auch einige Berufe in denen die Frauen nach dem
Ausstieg arbeiten können. Außerdem werden sie psychologisch betreut und können
in sicheren Häusern mit ihren Kindern vom Tamar Center unterkommen.
Meine Aufgabe besteht darin, von Montag bis donnerstags
englisch Unterricht zu geben und vorzubereiten. Das macht mir persönlich
richtig viel Spaß, weil man jeden Tag neue Frauen hat, die auf
unterschiedlichen Levels sind und man so immer ganz individuell den Unterricht
halten kann – okay bevor sich das jetzt zu pädagogisch anhört, gehe ich mal
schnell zum nächsten Thema -Die zweite große Aufgabe ist es auf „Outreaches“ (extra Blogbeitrag) mitzugehen. Dabei geht man gezielt in eine Bar rein und trinkt was, um so mit
den Frauen dort in Kontakt zu kommen. Außerdem ist jeden Freitag Kirche, wo man
als Freiwillige auch immer mit am Planen und Anpacken ist. Der Hauptbestandteil
meiner Arbeit liegt aber darin, Beziehungen aufzubauen. Da ich zum Glück sehr
nahe an Soi6 wohne, ist das meine neue Nachbarschaft und jedes Mal wenn ich irgendwo
hin laufe komme ich an Soi6 vorbei. Das heißt ich und die anderen Freiwilligen
sind im ständigen Kontakt zu den Frauen in den Bars, auch wenn wir gerade nicht
„arbeiten“, besuchen wir sie in den Bars oder schreiben mit ihnen auf Line.
Hier gibt es kein 9 to 5 Prinzip, denn Beziehungsarbeit erstreckt sich nicht
auf einen festgeschriebenen Zeitraum.
Also jetzt habt Ihr mal einen groben Überblick bekommen,
Wieso, Weshalb und Was ich hier so mache.
Bild von Soi6:Soi 6 ภาพสต็อก รูปภาพ และภาพถ่ายปลอดค่าลิขสิทธิ์ - iStock (istockphoto.com)
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