1000 TASCHEN (Weihnachtsoutreach)
GROßER WEIHNACHTSOUTREACH
Wir wollen Freude, und Licht in die Straßen von Pattaya bringen. Und wie kann man das besser machen als mit Geschenken! Ein großes Highlight im Jahr ist der Weihnachtsoutreach, bei dem wir Geschenktaschen an die Frauen in den Bars verteilen. Das Ganze klingt sehr simpel, doch hinter all dem liegt eine monatelange Vorbereitung.
Fangen wir bei den Geschenken an…
Die Frauen, die bereits für Tamar arbeiten, haben die
letzten Monate in feinster Handarbeit, Kosmetiktaschen aus alten
Kaffeepackungen genäht, Weihnachtsplätzchen gebacken, mit viel Liebe dekoriert und
DIY-Sets zusammengestellt. Im letzten Monat haben auch wir Freiwillige viel
ausgeholfen. Und ja, diese Arbeit war auf Dauer echt ziemlich ermüdend. Ein
quasi nicht enden wollender Stapel an Papier der noch gefaltet werden wollte, DinA4
Papiere, die in Form und Folien gepackt werden sollen. Und nach mehreren
Stunden im Kartenraum des Tamar Centers hat man auch mal jedes „Thai Worship Lied“
gehört. Doch die Zeit, mit den Frauen im Kartenraum war trotz der Arbeit
unvergesslich. Zusammen mit diesen unglaublich witzigen Frauen zu arbeiten,
mich mit ihnen auf sehr gebrochenen englisch und noch gebrochenen Thai zu
unterhalten, hat mich wirklich glücklich gemacht. Ich weiß zwar im Nachhinein
nicht, worüber wir gelacht haben, aber Humor funktioniert auch irgendwie ohne
viel Vokabeln…
Nachdem nun alle Taschen genäht, Plätzchen gebacken, dekoriert,
DIY-Sets zusammengestellt und Karten gefaltet wurden, war es endlich soweit!
Ein Team aus Bangkok, Taiwan und der Tamar Center haben die 1000 Taschen
gepackt. Wir sind in 3 Gruppen Los. Eine Gruppe war für Soi6 (Barstraße wo ich
englisch Unterrichte und die meiste Zeit des Tages verbringe) zuständig, die
anderen 2 Teams sind zur Soi Bukhaow (großer Bereich mit vielen verschieden
Bars) gefahren. Hoch motiviert und alle Hände voll mit Taschen haben wir uns
aufgemacht, ja und was soll ich sagen, unser Team ist noch nicht einmal zu der
Haupt Straße in Soi Bukhaow gekommen, weil wir unsere Taschen schon in den
Seitenstraßen alle verschenkt haben. Die gingen weg wie warme Semmel! Aber im Ernst,
die Frauen haben sich so sehr gefreut, als sie gemerkt haben, dass wir ihnen nichts
verkaufen, sondern das, dass was sie bekommen „for free“ ist und sie nichts,
aber rein gar nichts dafür tun müssen, außer annehmen, dass wir ihnen einfach
eine Freude machen wollen.
Als alle Teams fertig waren, haben wir gemeinsam noch 100 Taschen,
die wir zurück gehalten haben, in der „Walking Street“ verteilt. Die „Walking Street“
ist wohl die berühmteste Straße in Pattaya, riesige, geschlossene AGOGO Clubs,
nackte Haut so weit wie das Auge Reicht, die 1000 Taschen wären wir los
geworden, sobald wir nur einen Schritt in diese Straße gesetzt hätten. Also
haben wir uns spezielle Clubs ausgesucht, in die wir rein gehen. Gemeinsam mit
eine der Leiterinnen von Tamar, wollten wir in eine Bar namens „Sensation“
einziges Problem 2 Bodyguards und eine sehr streng aussehende „Mamasaan“ (DJ
Schürze würde diese Frau als Puffmama bezeichnen) nachdem ich die Securitys mit
dem größten Lächeln auf den Lippen erklärt habe, dass wir kostenlos den
Frauen nur was schenken wollen, wurden wir nach kürzester Zeit durch den schweren
schwarzen Vorhang in den Club gelassen. Was uns erwartete, waren um die 50
Frauen in Unterwäsche, die kreischend von den Poledance Stangen auf uns zu
gerannt sind, und sich so sehr gefreut haben, dass wir innerhalb von Sekunden
alle Taschen los waren. Wir hatten, Gott sei Dank, noch die Möglichkeit mit
einigen Frauen zu sprechen, die uns erzählt haben, dass in der Bar regulär 70
Frauen arbeiten würden.
Wo wir schon beim Thema sind, 1000 Taschen in einer Stadt
wie Pattaya sind lächerlich. 1000 Taschen haben einen enormen Umfang, mehrere
Räume haben wir gebraucht, um diese zu lagern, sie waren innerhalb kürzester
Zeit verschenkt! Von diesem Punkt aus, kann man sagen, ach ja komm, macht ja
doch keinen Unterschied, nur ein Tropfen auf den heißen Stein, was bringt das
schon in einer Stadt wie Pattaya, wo will man da anfangen und wo hört man auf,
man wird es nie schaffen alle zu erreichen, wenn noch nicht mal 1000 Taschen für
eine Straße reichen. Ja das könnte man sagen, dann könnte ich aber auch direkt heimfliegen,
dann könnten wir den Tamar Center ohne weiteres schließen, mit einem Schild an
der Türe mit der Aufschrift „Sorry aber weil hier zu viele Bars sind, sind wir
ohne weiteres geschlossen, bringt doch eh alles nix“. Aber man könnte von
diesem Punkt auch sagen, 1000 Taschen sind enorm viel, und wir haben es
geschafft mit diesen 1000 Taschen für 1000 Frauen den Tag zu verschönern, wenn
auch nur für einen Augenblick. Wir haben 1000 Frauen die Möglichkeit gegeben, uns
anzurufen, wenn sie Hilfe brauchen. Wir haben 1000 Frauen durch kleine
Bibelcomics Geschichten von Jesus nähergebracht. Wir haben in dem Fall alles getan,
was wir konnten und vielleicht schaffen wir es das nächste Jahr 1500 Taschen zu
verteilen und das Jahr darauf wieder 500 mehr. Egal, wie viel Taschen wir
verteilen, wie oft wir durch die Straßen laufen und Mädels für den englisch Unterricht
einladen, es wird immer besser sein als gar nichts gemacht zu haben, als sich
von der Masse an Prostitution einschüchtern zu lassen und es erst gar nicht zu
versuchen. Denn wenn nur eine Frau, dadurch die Bar verlässt, dann hat sich all
das gelohnt.
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