GESTÄRKT
Pauline, woher nimmst du eigentlich die ganze Energie? Darauf könnte ich jetzt antworten, ja also ich esse jeden Morgen ein Nutella Brot oder ich gehe regelmäßig trainieren, oder ich bin einfach eine ausgewogene und optimistische Person. Ja, könnte ich sagen, aber das wäre nicht ganz ehrlich, denn absolut, ohne mein Nutella Brot, wäre ich nicht stark genug, doch meine wahre Stärke und meine Energie habe ich von Gott.
Ja also dieser Beitrag, wird sich darum drehen, wie Gott
nicht nur mich, sondern die gesamte Arbeit und die Frauen, die für Tamar
verbindet, berührt und be-stärkt.
Wir sind täglich mit schlimmen Geschichten und Rückschlägen
konfrontiert. Wir haben uns alle dazu entschieden in Pattaya zu wohnen und zu
arbeiten, ich unterrichte täglich in Soi6, einer Straße, wo c.a.1000 Frauen
ihren Körper mehrmals Täglich verkaufen, dafür bezahlt werden Sex zu haben, Verbindungen
mit Männern eingehen, die sie nur demütigen und sie finanziell aber auch
emotional abhängig machen. Das ist der Ort, an dem ich lebe und arbeite. Von
diesem Punkt aus kann man sagen, ja komm alles scheiße hier! Oder man kommt von
dem Standpunkt, dass all das schlimm ist, darüber hinaus und sagt, trotz allem,
wie furchtbar das sein kann, bin ich hier um die Liebe Gottes zu verbreiten.
Denn genau das ist es, Die Liebe Gottes, die ich Tag für Tag spüren darf,
möchte ich in Form von Freude und Liebe für meine nächsten weitergeben. Auch,
wenn sich das etwas ungreifbar anhört und sich auch ab und zu sehr ungreifbar
anfühlt.
Gott gibt mir die richtige Perspektive, die Ausrichtung
meines Tun, das google Maps, das mir zeigt, in welche Richtung ich mich bewegen
soll. Wie ich mit den Frauen und mit dem Team umzugehen habe. Jeden Dienstag
treffen wir uns um 8.45 Uhr im großen Tamar Center, zu einem „Prayer Meeting“.
Ein Meeting, ist etwas sehr starres, man kennt es aus dem Geschäftsbereich, wo
jemand, eine Power Point vorbereitet hat und man das gemeinsame Vorgehen im Unternehmen
und im Team bespricht, also eigentlich eine ziemlich unromantische Atmosphäre.
So in der Art kann man sich ein „Prayer Meeting“ vorstellen, ja, es gibt sogar
eine Power Point, jeder stellt dabei seinen Arbeitsbereich vor und lässt den
anderen Teil haben an den Dingen die gerade gut laufen und die, an denen man
noch arbeiten muss, an bevorstehende Aufgaben und Situationen die uns herausfordern.
Gemeinsam wird dann für genau die Punkte gebetet, die man zuvor angesprochen
hat. Was wir dort tun, zeigt, dass bei all unserer Arbeit Gott im Mittelpunkt steht,
dass wir mit allem, was uns Beschäftigt vor ihn kommen können, und wenn es die
Quartals zahlen, die Vorbereitungen für den nächsten Outreach, oder persönliche
Probleme sind.
Gott ist unser gemeinsamer Nenner. Der große Unterschied zu
einer nicht Christlichen Organisation oder anderen Verbindung ist, dass uns
alle etwas auf einer tieferen Ebene verbindet, und das ist die Liebe zu Gott.
Denn was kann mich schon zu einer Frau verbinden, die mit 12 Jahren von ihrer
Mutter für Drogen verkauft wurde, am Strand sich prostituiert und geschlafen
hat, mit 14 Jahren dann das erste Kind zur Welt gebracht hat. Was verbindet
uns? Die Liebe zu Gott. Wenn ihr alles über den Kopf wächst, sie mit den
Erinnerungen und Traumata der Vergangenheit kämpft, dann können wir beten, sie
kann sich mir anvertrauen, weil sie weiß, dass ich sie verstehe. Ich kann für
sie beten, weil wir beide wissen, dass all das nur Gott aushalten kann und dass
nur er ihr die Kraft geben kann, die sie braucht, dass nur er sie wieder frei
machen kann, von all den Ängsten, Zweifelt und Vorwürfen.
In der Vorweihnachtszeit habe ich viel im Tamar Hauptcenter,
gemeinsam mit den Frauen gearbeitet, die den Schritt raus aus den Bars und/oder
gewalttätigen Beziehungen gewagt haben. Auch wenn ich dort wirklich eine sehr langweilige
Arbeit gemacht habe, wie z.B.1000 Din A4 Blätter in der Mitte zu falten oder riesige
Stücke an Papier zu schneiden, habe ich die Zeit, die ich mit genau diesen
Frauen verbracht habe sehr genossen. Es ist so erstaunlich welche
Ausstrahlungen die Frauen mitbringen. Wie viel wir gelacht haben, obwohl sie
kein Wort englisch sprechen und ich meinen Thai Wortschatz an zwei Händen
abzählen kann. Was ich damit sagen möchte, ist, dass man spürt, dass diese
Frauen Gott an ihr Herz gelassen haben, ihn angenommen haben und dass er in
ihnen wirkt. Nach Stunden des Papier Faltens und Schneidens bin ich nun nicht
nur einige Skills reicher an der Papierschneidemaschine, sondern auch total
erfüllt von der Gemeinschaft und der Gegenwart dieser tollen Menschen die Gott
in ihrem Herzen tragen.
Also ja, warum Gott, oder warum es mir so wichtig ist, mit
meinen Schülerinnen zu beten, oder ihnen von Gott zu erzählen? Weil ich es
selbst nicht kann, ich kann ihnen einen anderen Job besorgen, ich kann ihnen
eine Freundin sein, ich kann sie auf ihrem Weg begleiten, aber ich kann sie
nicht frei machen. Ich kann trotz aller Empathie nicht nachvollziehen, wie sie
sich fühlen. Doch ich kann mit ihnen Beten, ihnen Gottes bedingungslose Liebe
zusprechen. Denn er kann ihnen die Kraft geben, die sie brauchen um in dieser
Welt zu überleben.
Ich wünsche mir, dass all das nicht als frommes Geschwätz rüber kommt, ihr meine Gedankengänge verstehen könnt, versteht warum ich das alles mache und warum ich so bin wie ich eben bin.
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