Outreach
Der Outreach ist ein großer Bestandteil meiner Arbeit. Dienstags und freitags gehen wir dann ganz bewusst in die Barstraßen von Pattaya, in denen Prostitution stattfindet. Zuerst treffen wir uns im Hinterraum des Frisörsalons vom Tamar Center in Soi6, dort werden ein paar Worship Lieder gesungen und speziell für den Outreach gebetet. Davon gestärkt machen wir uns in einem kleinen Team von 4-5 Frauen, auf in die Straßen von Pattaya. Dadurch, dass es in so gut wie jeder Straße in Pattaya Prostitution gibt, ist die Auswahl groß, sodass wir immer wieder in unterschiedlichen Straßen vorbeischauen. Es gibt in Pattaya nicht „das eine Rotlichtviertel“ wo jeder Turi einmal durchläuft um „das mal gesehen zu haben“ Nein, das Rotlichtviertel bezieht sich hier auf eine ganze Stadt. In einer Straße angekommen, laufen wir durch und versuchen erstmal die Frauen, die auf der Straße stehen oder außerhalb der Bar stehen freundlich zu begrüßen und ihnen eine Einladung zum englischen Unterricht zu geben. Denn ja, ein freundliches Sawasdi Ka (Hallo), ohne Wertung oder Hintergedanken, ist für viele von den Frauen schon etwas sehr Besonderes! Oftmals suchen wir uns speziell eine Bar aus und gehen hinein, bestellen was zum Trinken, um mit den Frauen die dort arbeiten besser ins Gespräch zu kommen. Meistens führt es darauf hinaus, dass ich nach einer Weile gnadenlos im Billiard abgezockt werde -so viel dazu- Wären dessen versuche ich die Frau besser kennenzulernen, mit ihnen über ihre Kinder zu sprechen und sie zum englischen Unterricht zu ermutigen. Denn erst im englischen Unterricht kann man wirklich tiefere Beziehungen knüpfen und den Frauen stückweise erklären, was die Mission von Tamar ist. Auch über Gott wird in der Regel noch nicht beim Outreach gesprochen, das wäre einfach zu fern ab von der Lebensrealität der Frauen. Am Ende tauscht man dann noch die „Nummern“ aus, also man folgt sich gegenseitig auf Line, was wie das Whats App ist, nur sehr, sehr viel kitschiger.
Im Outreach bekommt man Einblicke, die sehr krass sein
können, man lernt Frauen in allen Altersklassen kennen, ich betone hier in
allen Altersklassen! Man sieht mehr nackte Haut als im Schwimmbad, woran man
sich aber recht schnell gewöhnt. Anfangs schockierende Bilder und Geschichten
wurden zu meinem Alltag, jedoch gibt es immer wieder Frauen, die so viele
schreckliche Dinge schon durchmachen mussten und immer noch müssen, dass man
sich an so etwas nicht gewöhnen kann. Man muss von Zeit zu Zeit die Balance finden,
zwischen persönlicher Betroffenheit und Selbstschutz (dass man alles nicht zu
nah an sich ranlässt). Es ist enorm wichtig, dass mich manche Geschichten der
Frauen berühren und nicht mehr loslassen, denn so werde ich Tag für Tag angespornt,
alles zu versuchen, dass es ihnen besser geht. Auch wenn wir bei einem Outreach
manchmal mehr als 30 Frauen ansprechen und am nächsten Tag dann doch niemand
von ihnen zum englischen Unterricht kommt, dann kann das im ersten Moment
frustrierend sein, doch wenn ich eins gelernt habe, dass man nie weiß, was man
in einem Menschen bewirkt hat.
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